TFOS DEWS II - Epidemiologie
Fiona Stapleton, MCOptom, PhD, Monica Alves, MD, PhD, Vatinee Y. Bunya, MD, Isabelle Jalbert, OD, PhD, Kaevalin Lekhanont, MD, Florence Malet, MD, Kyung-Sun Na, MD, PhD, Debra Schaumberg, ScD, OD, Miki Uchino, MD, PhD, Jelle Vehof, MD, PhD, Eloy Viso, MD, PhD, Susan Vitale, PhD, MHS, Lyndon Jones, FCOptom, PhD
German translation sponsored by Allergan
Der TFOS DEWS II-Epidemiologiebericht untersucht die Literatur zur Prävalenz und Inzidenz, zu Risikofaktoren, zum natürlichen Verlauf und zur Morbidität und hat Fragebögen begutachtet, die im Rahmen von epidemiologischen Studien zum Trockenen Auge verwendet wurden. Der Bericht konzentriert sich auf epidemiologische Studien, die seit dem vorherigen TFOS DEWS-Bericht im Jahr 2007 veröffentlicht wurden. Es wurde eine Metaanalyse aller veröffentlichten Prävalenzdaten vorgenommen, um den Einfluss von Alter (Tabelle 1) und Geschlecht auf die subjektiven Symptome und objektiven Zeichen des Trockenen Auges einzuschätzen. Es wurde ein globales Mapping der Prävalenz des Trockenen Auges unter Verwendung einer raumbezogenen Analyse vorgenommen. Der Bericht fasst die verfügbare Evidenz zur Epidemiologie des Trockenen Auges zusammen und liefert Empfehlungen für künftige Bedürfnisse und Möglichkeiten.
Die Epidemiologie des Trockenen Auges sieht sich weiterhin damit konfrontiert, dass standardisierte Kriterien für Definition und Diagnose nicht angewendet werden. Folglich beschreibt der Bericht die Prävalenz auf Grundlage der üblicherweise angewendeten diagnostischen Kriterien, einschließlich Symptome, Selbstberichte einer vorliegenden Diagnose sowie objektive Befunde des Trockenen Auges.
Zwar wurden in den vergangenen zehn Jahren viele neue Informationen veröffentlicht, allerdings wurden keine Populationsstudien zur Prävalenz des Trockenen Auges für Populationen südlich des Äquators berichtet. Die Aufmerksamkeit richtete sich maßgeblich auf Asien und Europa. Die Prävalenz des Trockenen Auges mit und ohne klinische Zeichen reichte von 5 bis 50 %. Die alleinig auf objektive Befunde basierte Prävalenz des Trockenen Auges war generell höher und variabler und erreichte in manchen Populationen bis zu 75 %. Die Kriterien für positive objektive Befunde Trockener Augen variierten zwischen den Studien, und es wurde eingeräumt, dass einige objektive Befunde sekundäre Ergebnisse widerspiegeln oder mit der normalen Alterung zusammenhängen könnten. Nur sehr wenige Studien wurden in jüngeren Populationen (im Alter von unter 40 Jahren) durchgeführt, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass das Trockene Auge auch bei diesen Populationen prävalent ist. Die Evidenz für asiatische Abstammung als Risikofaktor für das Trockene Auge erscheint inzwischen weitgehend konsistent.
Die Metaanalyse bestätigte, dass die symptomatische Erkrankung und die objektiven Zeichen des Trockenen Auges mit dem Alter zunehmen. Die Prävalenz der objektiven Befunde zeigte jedoch eine größere Zunahme pro Dekade als die symptomatische Erkrankung. Bei Frauen werden höhere Anteile des Trockenen Auges berichtet als bei Männern, wobei die Unterschiede generell nur mit zunehmendem Alter signifikant werden.
Die Risikofaktoren wurden als konsistent, wahrscheinlich und nicht eindeutig kategorisiert, linear zum vorherigen TFOS DEWS-Bericht [4]. Alter, Geschlecht, Rasse, Meibom-Drüsen-Dysfunktion, Bindegewebserkrankung, Sjögren-Syndrom, Androgenmangel, Computernutzung, Tragen von Kontaktlinsen, Östrogen-Ersatztherapie, hämatopoetische Stammzelltransplantation, bestimmte Umweltbedingungen (z. B. Umweltverschmutzung, niedrige Luftfeuchtigkeit, Sick-Building-Syndrom) und Einnahme von Medikamenten (z. B. Antihistaminika, Antidepressiva, Anxiolytika und Isotretinoin) wurden als konsistente Risikofaktoren identifiziert. Wahrscheinliche Risikofaktoren umfassten Diabetes, Rosazea, Virusinfektion, Schilddrüsenerkrankung, psychiatrische Erkrankungen, Pterygium, geringe Aufnahme von Fettsäuren, refraktive Chirurgie, allergische Konjunktivitis und zusätzliche Medikamente (z. B. Anticholinergika, Diuretika, β-Blocker). Nicht eindeutige Risikofaktoren des Trockenen Auges sind hispanische Volkszugehörigkeit, Menopause, Akne, Sarkoidose, Rauchen, Alkohol, Schwangerschaft, Demodexbefall, Botulinumtoxin-Injektion, Multivitamine und orale Kontrazeptiva.
Die wirtschaftliche Belastung für die Gesellschaft und der Einfluss des Trockenen Auges auf die Menschen durch ihre nachteiligen Auswirkungen auf das Sehvermögen, die Lebensqualität und die Arbeitsproduktivität sowie der psychologische und physische Effekt der Schmerzen sind erheblich. Die wesentlichsten Kosten sind indirekte Kosten aufgrund einer reduzierten Arbeitsproduktivität. Fragebögen, die zur Evaluierung des Trockenen Auges verwendet werden, variieren hinsichtlich ihres Nutzens für epidemiologische Studien, und weitere Evidenz für normative Bereiche und klinisch signifikante Veränderungen ist erforderlich.
Die künftige Forschung muss eine bessere Evaluierung der Prävalenz des Trockenen Auges, bei variierenden Schweregraden, bei jungen Patienten sowie bei der Inzidenz der Erkrankung in verschiedenen Populationen und beim Einfluss modifizierbarer Risikofaktoren wie z. B. der Anwendung von Mobilgeräten beinhalten.
Herangehensweisen mit geographischem Mapping werden zusätzlich den Einfluss von Klimafaktoren, Umweltfaktoren und sozioökonomischen Faktoren verdeutlichen. Der natürliche Verlauf sowohl des behandelten als auch des unbehandelten Trockenen Auges wurde bisher nur begrenzt untersucht, dies bleibt ein wichtiges Gebiet für die künftige Forschung.